02/06/2025 0 Kommentare
Über den Wolken
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Über den Wolken
Wo ist Gott?, frage ich die Kinder. Im Himmel, über den Wolken, sagen sie ohne zu zögern. Warum denn im Himmel?, frage ich. Seit Tagen denke ich darüber nach, was es bedeutet, dass Jesus gen Himmel auffuhr, wir es im Lukasevangelium steht. Jesus geht mit den Jüngern nach Betanien. Warum geht er nach Betanien? Ich denke, er ist dort gern gewesen. Seine Freunde Maria, Marta und Lazarus haben dort gewohnt. Erinnerungen hängen an diesem Ort. Viele Menschen wünschen sich, ehe sie ganz weg gehen müssen, noch einmal einen wichtigen Ort zu besuchen. Den Ort, wo sie die Kindheit verbracht haben, wo das Elternhaus stand. Den Ort, wo sie in den Ferien bei den Großeltern waren. Den Ort, wo sie die erste eigenen Wohnung bezogen, wo die Kinder geboren wurden. Jesus geht mit den Jüngern dorthin, wo seine Freunde wohnten. Sie hatten eine gute Zeit in Betanien.
Er segnete die Jünger. Eine Abschiedsgeste, die bei uns selten geworden ist. Mit dem Segen der Eltern verlassen die Kinder das Haus und ziehen in die Welt. Möge Gott sie behüten. Oder mein Kind bleibt hier und ich muss fort. Auf die letzte Reise. Gott bleibe bei dir. Jesus nimmt von den Jüngern Abschied. Bleibt behütet.
Und da passierte es: er wurde vor ihren Augen emporgehoben und eine Wolke nahm ihn auf. Und sie sahen ihm nach, wie er gen Himmel fuhr (Apostelgeschichte). Jesus fährt gen Himmel, weil er zurück geht zu Gott. Gott ist im Himmel. Warum denn im Himmel?, frage ich die Kinder. Weil er dort seine Ruhe hat, sagt Elise. Elise ist 8 und ziemlich schlau. Ist über den Wolken nicht das Weltall? Nein, sagt Elise, über den Haufenwolken sind die Federwolken und dazwischen ist Gott. Die Haufenwolken sind der Boden und die Federwolken die Decke. Dann folgt eine lange Erklärung zu Konsistenz und Entstehung von Federwolken, weil die Sache mit Gott so klar ist, dass nicht weiter darüber gesprochen werden muss.
Wer glaubt, dass nun alles gesagt ist, irrt. Am Schluss gibt es noch eine Überraschung: die Jünger sind überhaupt nicht traurig. Im Gegenteil. Sie kehrten zurück nach Jerusalem mit großer Freude. Ist Abschiednehmen nicht immer traurig? Egal wer geht?
Ich erinnere mich an den Beginn meines Studiums. Ich zog in eine andere Stadt. Alles war neu und aufregend. Bestimmt waren meine Eltern traurig. Für mich war es kein Abschied, sondern ein Aufbruch. Ich war gut gerüstet, erwartungsvoll und zum Platzen neugierig. Ich freute mich irrsinnig auf das Abenteuer des Lebens.
Wir brauchen nicht traurig zu sein. Gesegnet und gut gerüstet lässt uns Jesus zurück. Himmelfahrt ist ein Fest der Freude. Freude auf das Abenteuer des Lebens.
Ina Säuberlich
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